Für das Frankreich der Aufklärung war diese Kunde wie ein Befreiungsstoß. Am Hofe des Königs Ludwig XVI wurde die "Mongolfiere", dessen Name ab sofort für die gesamte Klasse dieser Heißluftballone stehen würde, nochmals vorgeführt. Aber schnell stand neben dem Konzept der "Mongolfiere" die "Charlière", benannt nach dem Physiker Alexandre Charles, der im Auftrag der Pariser Akademie der Wissenschaften einen Ballon erstellen sollte. Sein Konzept sah ein Traggas vor, welches leichter als die umgebende Luft sein sollte. Der Urahn des Luftschiffes "Hindenburg" war geboren. Diese Gasballons nach dem Prinzip "leichter als Luft" setzten sich in den Folgejahren gegen die "heißen Konkurrenten" durch. Die erste Luftüberquerung des Ärmelkanals mittels einer Maschine erfolgte konsequenterweise auch mit einem Wasserstoffballon. Schon bald erkannte das Militär den Einsatz von
Ballonen zur Aufklärung der damals noch einfachen gegnerischen
Angriffs- oder Verteidigungslinien. So wurde während der Schlacht
von Fleurs von französischer Seite ein Fesselballon zur Aufklärung
erfolgreich eingesetzt. Der zivile Einsatz von Ballonen war jedoch
wegen der fehlenden Lenkbarkeit bzw. des unkontrollierbaren Antriebes
ausgeschlossen. Es gab zwar schon Entwürfe von länglichen
Ballonen, die mittels einer von Menschenhand bewegten Luftschraube
angetrieben wurden. Doch spätestens bei Gegenwind wäre deren
"Reisegeschwindigkeit" auf null zurückgegangen. Ein wirklicher Durchbruch in der Luftschifftechnik gelang dem französischen Militär, und zwar durch das weltweit erste Luftschiff mit Elektroantrieb. Die "France" hatte über 400 Kilogramm schwere Batterien an Bord und konnte bei voller Auslastung des Antriebes über 20km/h schnell fahren. Durch die schlechte Qualität der Akkumulatoren war die Reichweite des Luftschiffes aber erheblich begrenzt. 7 Dieses Problem löste erst Gottlieb Daimlers Verbrennungsmotor von 1886. Einhundert Jahre waren seit dem ersten Aufstieg eines Ballons vergangen. Mit der neuen Antriebstechnik war es nun möglich, das Luftschiff lenkbar zu machen. Jedoch plante damals noch niemand ein Luftschiff mit starrem Traggasbehälter und von der Größe der "Hindenburg". Nur ein wegen Meinungsverschiedenheiten mit seinen Vorgesetzten aus dem Militär ausgeschiedener "General à la suite" glaubte an ein System starrer Luftschiffe. 8 Graf Ferdinand Adolf Heinrich von Zeppelin. Es sollte noch bis 1900 dauern bis das erste Luftschiff der Zeppelinbauart, namentlich das "LZ 1", getauft aus der Pontonhalle im Bodensee aufsteigen würde. Mit diesem Aufstieg begann eine mehr oder weniger stringente Erfolgsgeschichte des Starrluftschiffbaus. Denn schon das erste Luftschiff wurde vom Militär als "nicht verwendbar" eingestuft. Die Mittel von Graf Zeppelin für den Bau eines weiteren Luftschiffes waren aber bereits aufgebraucht. So musste er die Halle verkaufen und alle Mitarbeiter entlassen. Nach langem Bitten konnte Zeppelins Luftschiffbau Zeppelin GmbH das Geld für den Bau eines zweiten Luftschiffes zusammentragen. Aber auch dieses Luftschiff ging, von einer Windböe erfasst und zerrissen, rasch verloren. Erst mit dem Bau des Luftschiffes "LZ 3" gelang es dem Grafen Zeppelin, das deutsche Heer vom Kauf eines starren Lenkluftschiffes zu überzeugen. Die finanzielle Lage wurde stabilisiert und weitere Schiffe konnten konstruiert werden. Im Jahr 1908 wurde nach einer ungeahnten Spendenaktion ("Das Wunder von Echterdingen"1) die Deutsche Luftschifffahrt Gesellschaft AG (DELAG) gegründet. Diese sollte den regelmäßigen Liniendienst der Luftschiffe organisieren. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden auf diese Weise mehrere Luftschiffe mit steigendem Erfolg gebaut. So transportierten die Luftschiffe LZ 11 "Viktoria Luise", LZ 13 "Hansa" und LZ 17 "Sachsen" insgesamt auf 1800 Fahrten über 40 000 Passagiere. 6 Der Erste Weltkrieg fiel über die zivile Luftschifffahrtindustrie
wie ein Fallbeil. Während in anderen Ländern der Luftschiffbau
eine untergeordnete Rolle spielte oder die "fliegenden Zigarren"
nur zum Küstenschutz eingesetzt wurden, setzte man in Deutschland
von Anfang an auf die Traglast der Zeppeline. So wurden in der Zeit
des Ersten Weltkrieges 88 Luftschiffe für das deutsche Heer und
für die Marine gebaut. 9 Der Einsatz als Bomber machte die Gegner
aber schnell auf die Schwächen der behäbigen und schlecht
bewaffneten Luftschiffe aufmerksam. So sank die strategische Bedeutung
der Zeppeline im Bomberdienst mit jedem neuen Angriff durch Jagdflugzeuge.
Mit dem Ende des Krieges war in Deutschland auch die Zeit der Luftschiffe vorbei. Der Vertrag von Versailles schrieb Deutschland klar vor, keine weiteren Lenkluftschiffe zu unterhalten. Die bereits vor Kriegsende gebauten Luftschiffe LZ 120 "Bodensee" und LZ 121 "Nordstern" mussten an die Sieger übergeben werden. Die Hoffnungen der DELAG, die nach der Pause des Krieges eine Wiederbelebung der zivilen Luftschifffahrt angestrebt hatte, waren damit ebenso zunichtegemacht worden wie die Bestrebungen der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, neue Luftschiffe zu bauen. 4 Doch der damalige Chef der Luftschiffbau Zeppelin Dr. Hugo Eckner, eine Persönlichkeit von hoher Intelligenz, 3 ersann einen kühnen Plan. Als Reparationsleistung Deutschlands an die Vereinigten Staaten sollte ein neues modernes Luftschiff in Friedrichshafen errichtet werden. Nach den einschlägigen Publikationen waren die amerikanischen Vertreter schnell von diesem Plan überzeugt - stellten aber harte Forderungen. Sollte das Schiff nicht in den USA eintreffen, werde der Kaufpreis nicht bezahlt. Ein enormes Risiko für die Luftschiffbau Zeppelin, denn keine Versicherung wollte das Risiko eines möglichen Verlusts absichern. 2 Das gewaltige Luftschiff LZ 126 "Los Angeles" gelangte heil in die Vereinigten Staaten und so endet die Geschichte des deutschen Luftschiffbaus nicht an dieser Stelle. Im Gegenteil, aufgrund der sehr positiven Reaktionen auf das Eintreffen des Luftschiffes in den USA erwirkten diese die Auflösung der sog. "Luftschiff-Klausel" des Versailler-Vertrages. 6 Nur interessierte sich die Regierung in Deutschland nicht für den Bau neuer Luftschiffe. Wieder wurde ein Plan gefasst. Dr. Eckner startete eine Spenden- und Sammelaktion für das neu zu bauende Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin". Diese erbrachte eine beträchtliche Summe ein. Am 18. September 1918 hob das bis dahin modernste zivile Luftschiff der Welt vom Boden ab. In den Folgejahren wurde es das erfolgreichste Luftschiff der deutschen Geschichte, wenn nicht sogar das erfolgreichste Luftschiff überhaupt. 3 Es absolvierte eine spektakuläre Welt- und Arktisfahrt und bediente den Liniendienst nach Süd- und Nordamerika. Da das Luftschiff jedoch nur als Versuchsschiff gebaut worden war, verfügte es nicht über die ausreichende Größe und Motorisierung, die sich die Reederei wünschte, um einen regelmäßigen Linienbetrieb aufrechterhalten zu können. Daher begannen die Bauarbeiten für das wesentlich größere und luxuriösere Luftschiff "Hindenburg". |
1
Diverse Quellen sprechen aufgrund der Berichterstattung der Presse über
das Wunder von Echterdingen. Bsp. Luftschiff Hindenburg und die große
Zeit der Zeppeline, Bechtermünz Verlag, Rick Archbold & Ken Marschall,
S. 30 f. sowie Die großen Zeppeline, Springer Verlag Peter Kleinheins,
S. 21.
3 Andrew Brookes - Katastrophen am Himmel, Bernard & Graefe Verlag 1994,
S. 13
2 Luftschiff Hindenburg und die große Zeit der Zeppeline, Bechtermünz
Verlag, Rick Archbold & Ken Marschall, S. 35. ff
4 Luftschiffe - Die Geschichte der deutschen Zeppeline, Bernard & Graefe
Verlag, Peter Meyer, S. 115 ff
5 Das Grosse Luftschiffbuch, Peter Meyer, Elsbeth Rütten Verlag, S. 19
6 100 Jahre Luftschiffe, Hans-Jürge Becker/Rudolf Höfling, Motorbuch
Verlag
7 http://rbmn.waika9.com/Dirigeable_LA_FRANCE_1884.HTML (18.09.2008)
8 Unternehmen Zeppelin, Hans G. Knäusel, Kirschbaum Verlag, S. 11
9 http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rluftschiff#Erster_Weltkrieg (18.09.2008)